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Da ich eigentlich nicht gerne vortrage, habe ich mir etwas gesucht, um mich selbst bei Laune zu halten. Ich habe mich an einer Comedy-Einleitung versucht. Naaa-ja ;-) Das übe ich noch. Dass die zur Verfügung stehenden fünf Minuten knapp werden würden, wusste ich. Ich musste dann aber doch sehr hetzen — ist natürlich Gift für Gags und Gehalt. Zehn Minuten wären wohl eher angemessen. So als Kurzformat finde ich aber sogar Gefallen daran, etwas vorzutragen. Vielleicht suche ich mir mal eine Bühne.
Aber was schreibe ich hier so viel. Schaut es euch doch selbst an. Hier findet ihr den Talk um einige Ähm’s bereinigt …
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Da Markus sich immer freut, wenn man sich mit seinen Gedanken auseinandersetzt, habe ich das gerade getan. Statt lang und breit zu diskutieren, habe ich schlicht hier im Blog parallel zum Lesen Notizen festgehalten und die Gedanken nachträglich kurz ausformuliert. Das ist eigentlich ganz praktisch. Gibt womöglich Anstöße, geht aber recht fix. Ihr bekommt so einen Einblick, welche Passagen meine Seismographen zum Ausschlagen gebracht haben. Und falls für Markus etwas Brauchbares dabei sein sollte, soll er mich natürlich darauf ansprechen, hier kommentieren, bei sich im Blog diskutieren, …
„Dahinter steckt ein Wille zur Neu- bzw. Umgestaltung von Gesellschaft, bei der bestimmte Bevölkerungsgruppen aufgrund gesunkenen Humankapitals aussortiert und durch smarte Maschinen ersetzt werden sollen.“
Nimmt man diesen Satz für sich, hätte er sicher auf vor 250 Jahren geschrieben worden sein können. Damals begann in England die industrielle Revolution. Seither ist in zahlreichen Bereichen menschliche Arbeitskraft durch Maschinen ersetzt worden, es wünschen sich wohl aber die wenigsten die alten Verhältnisse zurück. Was ist heute anders, dass uns diese Entwicklung beunruhigen sollte?
„Dies zeigt sich deutlich z. B. im Zusammenhang mit dem Programm “Curriculum 4.0”, mit dem auf bewusst diffuse Weise der Silicon Valley Ideologie das Wort geredet wird. Es lässt sich somit auf der sprachlichen Ebene aufzeigen, wie dominant die Position der Technik geworden ist. Dies geht zu Lasten bildungstheoretischer Überlegungen und so wirkt Bildung im Kontext der Digitalisierung an vielen Stellen ausgehöhlt.“
Das ist wahr. Aber muss man dafür die Sprache bemühen? Ist es nicht offensichtlich, dass die Technik unser gesamtes Leben durchdringt? Und auch beim letzten Satz würde ich zustimmen. Woran liegt das? Provokativ in den Raum gestellt: Haben die BildungstheoretikerInnen den Diskurs verschlafen, die Technik zu lange ignoriert und laufen nun hinterher?
„Es ist jedoch ein Fehlschluss anzunehmen, man könne über Bildung sprechen und gleichzeitig den ganzen lästigen philosophischen Ballast über Bord werfen.“
Da stimme ich Markus zu. Zum einen bin ich mir aber nicht sicher, ob wirklich über Bildung gesprochen wird, sondern eigentlich Ausbildung oder etwas, das in die Richtung geht. Zum anderen ging mir das Beispiel der heute nicht wegzudenkenden Smartphones durch den Kopf, bei dem auch einfach radikal Ballast über Bord geworfen wurde. Ja, auch ich bin nicht frei von der Kalifornischen Ideologie. Ich bin aber auch nicht sicher, ob der letztgenannte Gedankengang eine Sackgasse sein könnte. Vergleiche sind immer so eine Sache …
„Bildung bietet uns Denkwerkzeuge, um damit über mittlerweile in Vergessenheit geratenen Zusammenhänge nachzudenken. So etwa die Tatsache, dass Technik ein Produkt des Menschen ist. Wenn man sich aber die Berichterstattung zur Zukunft der Arbeit anschaut, bei der mit erstaunlicher Suggestion eine Hilflosigkeit angesichts drohender Jobverluste durch Automatisierung und Robotisierung konstruiert wird, so scheint das in Vergessenheit geraten zu sein.“
Für wie wahrscheinlich haltet ihr es, dass eine Regierung dieser Welt die Automatisierung und Robotisierung verbietet oder Steuern darauf erhebt und diese als Sozialausgleich nutzt? Nicht ausgeschlossen, aber momentan eher unwahrscheinlich? Dann stehen diese Jobverluste schlicht vor der Tür — auch in „gehobenen Berufen“. Da verweise ich einfach auf Gunter Dueck, etwa hier:
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Ganz pragmatisch begebe ich mich daher auch ab und zu ins Hamsterrad und qualifiziere mich um/weiter/neu. Zum Glück ist das nicht schlimm, da ich auf so Vieles neugierig bin :-)
„Ein anderes Beispiel betrifft die Glorifizierung des Silicon Valley als Ort bzw. im Jargon der High-Tech-Gemeinde, Hotspot für disruptive Innovationen aller Art. Für mich ist es irritierend, wie devot sich Vertreter/innen aus der Wirtschaft und zum Teil aus dem Bildungsbereich verhalten – es gibt mittlerweile schon Pilgerreisen ins kalifornische Mekka – und die Start-ups und Tech-Giganten werden als Heilsbringer einer kommenden Bildungsrevolution gefeiert. Haben wir angesichts von Design Thinking und Agilem Projektmanagement verlernt, die Dinge kritisch zu beurteilen?“
Gab es Pilgerreisen nicht auch vor einer Weile nach Finnland in die dortigen Schulen? Ich denke daher, der von Markus kritisierte Punkt ist kein Technik-Phänomen. Sich anderswo vor Ort ungewohnte Ansätze und Denkweisen anzuschauen, ist sicher eine gute Idee! Wie war das mit Goethes Italienreise? Problematisch wird es doch erst dann, wenn die Ansätze und Arbeitsweisen unreflektiert übernommen werden und nicht zu den lokalen Gegebenheiten passen. Stichwort: Cargo-Kult.
„Folgt man dem vielbeschworenen Narrativ der disruptiven Innovation, so scheint der Hochschule ein ähnliches Schicksal wie dem Taxigewerbe mit Uber oder der Musikindustrie mit iTunes zu drohen.“
Hier stört mich vor allem, dass der von Clayton Christensen geprägte Begriff Disruptive Innovation ständig falsch verwendet wird — eventuell auch hier. Christensen meinte damit nicht bloß groß oder umwälzend, sondern einen ganz bestimmten Wirkmechanismus. Den könnte man im Zuge des Einsatzes von digitalen Medien durchaus postulieren, er hat mit dem Ansatz von Uber oder iTunes allerdings gar nichts zu tun. Und dann gibt es da ja auch noch die nicht unerhebliche Kritik an der Theorie selbst …
„Mit Hilfe der künstlichen Intelligenz machen sich Learning Analytics auf, den Hochschullehrerinnen die Arbeit abzunehmen.“
„Lesen ist zwar immer noch linear, aber kein haptisches Erlebnis mehr, denn die Bücher kann man nicht mehr anfassen, sondern sie liegen digital in der Cloud und werden über einen E-Book Reader angezeigt.“
Solange ich E-Books immer noch auf meinem Smartphone lese und das Bild nicht in den Raum oder auf meine Netzhaut projiziert wird, solange ich nicht per Gedankenübertragung „weiterblättere“, ist das für mich immer noch ein haptisches Erlebnis.
„Durch Verknüpfung von Daten lassen sich neue Schlüsse ziehen, allerdings nur von denen, die auch Zugang zu den Daten haben.“
„Konsequent weitergedacht führt dies zum Ende von Autonomie und Selbstbestimmung oder verraten uns vielleicht die Maschinen Dinge, die wir selbst nicht wissen?“
Zum einen: Weiter oben hat Markus selbst geschrieben, dass sich durch Verknüpfung von Daten neue Schlüsse ziehen lassen. Wenn ich Zugang dazu habe, können mir also auch Maschinen Dinge verraten, die ich nicht weiß.
Außerdem sehe ich nicht, wie das zum Ende von Autonomie und Selbstbestimmung führt, wenn ich mich jederzeit dazu entschließen kann, die „Ratschläge der Algorithmen“ zu ignorieren. Hatte ich ja auch gerade mal wieder etwas zu geschrieben.
„Kann ich nicht erst durch die Selbst-Quantifizierung zu wahren Einsichten über mich selbst kommen?“
Ich bin mir nicht sicher, was Markus mit Selbst-Quantifizierung meint. Aber einerseits haben wir bei den beiden vorherigen Punkten gesehen, dass die Antwort hier nein sein müsste. Und bemühen wir andererseits etwa das olle Johari-Fenster, dann kann ich von anderen durchaus auf blinde Flecken hingewiesen werden, von denen ich nichts weiß. Ob die anderen dabei Menschen oder Maschinen sind, wäre für mich unerheblich.
„Dieses Moment des aktiven Gestalten ist in vielen zeitgenössischen Erzählungen zur Digitalisierung unterrepräsentiert. Stattdessen wird von einer Logik der Transformation ausgegangen, mit der die Urheber und Profiteure geschickt verschleiert werden.“
Da ist etwas dran. Aber findet sich das nicht auch außerhalb der Bildungswelt? Beispielsweise dann, wenn man die Schule auf „das System“ schiebt und vergisst, dass „das System“ von Menschen geschaffen wurde und nicht unveränderlich ist?
„Es ist ein iteratives Wechselspiel zwischen den Affordanzen digitaler Medien, den sozio-strukturellen Infrastrukturen und den individuellen Bildungspotentialen. Das alles ist zudem eingebettet in einen Raum von Macht- und Herrschaftsstrukturen. Mit dem Homo Digitalis wird auf die tektonischen Verschiebungen im Bereich der Digital-Politik reagiert und zeigen ein medienpädagogisches Desiderat an. In den bisherigen Konzeptualisierungen zur Medienkompetenz spielen die äußeren Schalen keine Rolle, es konzentriert sich auf den pädagogischen Kern in abgeschotteten Settings wie dem Klassenzimmer, dem Seminarraum oder dem Learning Management System. Diese Loslösung von den rahmenden sozio-politischen Bedingungen ist problematisch.“
Was möchte mir der Autor damit sagen?
„Hinzu kommen neue Dimensionen, die im Zusammenhang mit der Öffnung von Bildung und Technik entstehen. Spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden ist die nahezu vollständige Überwachung des weltweiten Internetverkehrs publik geworden.“
Ich hoffe, man versteht, wie ich das hier meine:
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“Wem gehören die Daten, die in einem LMS anfallen?”
Siehe oben. Schien mir hier aber nochmals relevant zu sein.
Vom 11. bis 13. September fand in Tromsø in Norwegen die allererste H5P-Konferenz statt. Ohne zunächst viele Worte zu verlieren, vielleicht einige visuelle Eindrücke:
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Schön, aber was habe ich denn nun verpasst, fragt ihr euch vielleicht? Auf jeden Fall viele nette und an H5P interessierte Leute aus der ganzen Welt. Zusammen haben wir uns angesehen und darüber ausgetauscht, was wir mit schon alles H5P anstellen (können).
Nadav Kavalerchik aus Israel hat beispielsweise gezeigt, wie in Israel ein von vielen ersehnter LaTeX-Editor integriert wurde, allerdings noch mit Haken und Ösen. Nagi Ghorra aus dem Libanon hat demonstriert, wie man mit H5P auch ohne eigenen Inhaltstyp Kreuzworträtsel erstellen kann. Mühsam, aber Drag and Drop lässt sich dafür umfunktionieren. Von Mike Altieri aus Deutschland konnten wir mitnehmen, dass er H5P nicht nur einsetzt, sondern es auch Bestandteil seiner Forschung ist.
Joubels Kernteam hat verschiedene Aspekte in kurzen Demonstrationen beleuchtet, etwa:
Womit fange ich an?
Wie kann ich eigene Inhaltstypen programmieren?
Wie lässt sich die visuelle Gestaltung von H5P verändern, ohne den eigentlichen Quelltext anzufassen?
Was verbirgt sich hinter xAPI und was bringt es mir? In Israel wird davon wohl schon reger Gebrauch gemacht. Ich habe allerdings von keinem Praxisbeispiel gehört, das damit ohne ein geschlossenes LMS wie moodle auskäme.
Was ist mit Barrierefreiheit gemeint, wo steht H5P da, und wie „sieht“ das etwa für blinde Menschen aus? Thomas Marstrander hat das eindrucksvoll mit Augenbinde demonstriert.
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Ein paar Blicke in den Rückspiegel und einige voraus auf die Roadmap bot Svein-Tore Griff With in seiner programmatischen Ansprache. Er hat viele Punkte angeschnitten, die ich an dieser Stelle nicht alle aufzählen — etwas weiter unten findet ihr bei Interesse einen etwa 20-minütigen Ausschnitt aus der Rede und auf YouTube auch einzelne Teile davon zum gezielten ansteuern und weiterverarbeiten. Die konkretesten Sachen, die vor der Tür stehen, sind:
Content Hub: Inhaltstypen und ihre Aktualisierungen lassen sich bereits über den H5P Hub nutzen, und noch in diesem Jahr soll das auch für Inhalte gelten. Wer seine Inhalte mit anderen teilen möchte, braucht künftig im Editor nur einen Haken zu setzen. Andere können im Hub danach suchen — gefiltert nach Schlagworten, Sprache, Lizenz, … — und die Inhalte dann direkt übernehmen.
Vollbild-Editor: Ein vereinfachter Editor steht für das kommende Jahr an. Gerade die Verbund-Inhaltstypen, die mehrere Inhaltstypen miteinander vereinen, werden davon profitieren. Dazu zählt etwa der von Vielen geschätzte Inhaltstyp Interactive Video. Er wird voraussichtlich eine Zeitleiste ähnlich einem Videoschnitt-Editor erhalten, um einen besseren Überblick über seine Aktivitäten zu haben.
Branching Scenario: Mit dem neuen Inhaltstyp Branching Szenarios soll es hoffentlich noch in diesem Jahr möglich sein, verschiedene Interaktionen miteinander zu verketten und je nach Resultat auf unterschiedliche Pfade zu verweisen.
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Am dritten und leider schon letzten Tag wurde dann richtig gearbeitet: Eine Gruppe hat sich daran gemacht, fehlende Sprachdateien zu ergänzen und bestehende zu verbessern. Eine andere hat ihre ersten Schritte in Richtung Inhaltstyp-Entwicklung getan. Wieder eine andere hat sich Gedanken gemacht, welche Funktionen wichtig sein könnten und wie diese zu priorisieren wären. Und, und, und. Besonders hier habe ich gemerkt, dass H5P als mehr gedacht ist als bloß eine weitere Software. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt. Es lebt davon, dass man sich einbringen kann und soll!
Fazit und Ausblick
Für mich hat sich die Konferenzteilnahme auf jeden Fall gelohnt. Wenn es dann bei der nächsten noch ein paar mehr Wahlmöglichkeiten gibt, um den unterschiedlichen Anliegen der TeilnehmerInnen gerecht zu werden … Bei der nächsten? Ja! Tatsächlich soll schon im Mai 2018 die nächste Konferenz stattfinden. In Melbourne, um die Anreisezeiten gerecht zu verteilen :-) Interesse kann bereits bekundet werden.
Für einen Konferenzbericht aus einem anderen Blickwinkel, werft doch auch noch einen Blick auf „H5P working to democratise learning“ von Stephan Caspar.