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Kaffee Hacking Niedersachsen

Kaffeekanne und Webcam

coffeeTU

Eine Kaffeemaschine, wie sie auch in der Capitol-Versicherung unter der Aufsicht von Bernd Stromberg stehen könnte. Sie wird allerdings an der TU Braunschweig beherbergt und ist gerade wegen Personalzuwachses Schauplatz des epischen Kampfes um frischen Wachmacher. Das Maschinchen ist einfach überfordert :-)

An der University of Cambridge kam man schon vor über 20 Jahren auf die Idee, einfach eine Webcam auf die Kanne zu richten, das aufgenommene Bild regelmäßig ins WWW zu stellen und so Mitarbeitern unnötige Fußmärsche zu ersparen. Unter dem Slogan coffeeTU (sprich „Koffie Tee Uuh“) haben wir uns dazu ein paar weiter gehende Gedanken gemacht. Welche Zusatzinformationen könnte man durch ein bisschen Bastelei noch erheben?

  • Temperatur: Es könnte ein Thermometer außerhalb der Kanne angebracht werden, was allerdings zu Lasten der Bedienbarkeit ginge. Vielleicht ein Wärmebild auswerten?
  • Menge: Wie viel Kaffee ist eigentlich noch da? Das sollte sich optisch schätzen lassen.
  • Alter: Abgestandenen Kaffee will niemand, also könnte man erfassen, wann die Kanne aufgesetzt wurde. Sollte allerdings ohne Modifikation der Kaffeemaschine möglich sein. Ob das per Bilderkennung machbar wäre?
  • Stärke: Ob sich die Stärke des Kaffees wohl anhand der Lichtdurchlässigkeit messen ließe?

Auf all die Informationen sollte „natürlich“ über das Web zugegriffen werden können, damit jeder bequem vom Schreibtisch aus oder auf dem Weg ins Büro den Status abfragen kann. Nicht schlecht wäre sicher auch gleich eine Datenbank, in der Eigenschaften verschiedener Kaffeesorten und Kaffeemaschinen abgelegt sind. Wäre ja blöd, wenn wir das Gerät tauschen und die Messungen wegen einer anderen Kanne nicht mehr funktionieren. Ein automatischer Ausschalter nach bestimmten Kriterien wäre auch nicht schlecht, falls mal jemand nach Feierabend vergisst, den Strom zu kappen.

Was fällt euch noch ein? Was könnte man noch messen? Wie könnte das gehen? Kennt ihr schon entsprechende Entwürfe von anderer Stelle?

Und, was macht die Diss?

Diese Frage kennt sicherlich jeder Doktorand: „Und, was macht die Diss?“ Ich bin allerdings noch nie gefragt worden: „Hey, wie läuft dein Seminar?“ oder „Läuft die Lehre gut?“. Für Außenstehende scheint eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter offenbar wesentlich dafür gedacht zu sein, seine Doktorarbeit zu schreiben und das möglichst schnell. Der Job umfasst allerdings typischerweise zunächst einmal die Unterstützung von Forschung und Lehre, und es wird allenfalls in einem bestimmten Umfang Zeit dafür eingeräumt, an seiner Dissertation zu arbeiten.

Diese Fehlannahme finde ich zunächst einmal nicht verwunderlich und sehe meine These weiter bestätigt, dass die Öffentlichkeit viel zu wenig darüber weiß, was im Wissenschaftsbetrieb geschieht. Wie sieht es aber drinnen aus? Wie sehen die Leute in den Hochschulen ihre Stellen? Nehmen wir einfach ein Gespräch mit einem anderen Doktoranden, dass ich diese Woche geführt habe und welches das fehlende Tröpfchen war, um mein Blogbeitragverfassen-Fässchen zum Überlaufen zu bringen.

Nachdem ziemlich deutlich wurde, dass in die Lehre möglichst wenig Zeit gesteckt werden sollte, fragte ich sehr direkt, warum derjenige denn an der Uni sei. Antwort: „Weil ich den Doktor haben will.“ Ehrlich, aber in meinen Augen eine traurige Antwort. Weder, „weil mir Frage XY unter den Nägeln brennt und ich nach Antworten forschen will“, noch etwas wie „weil ich den Sinn von Erkenntnissuche vermitteln will“. Es geht offenbar bloß darum, selbst voranzukommen, die sogenannte Karriere voranzutreiben. Was außerhalb der eigenen Büromauern geschieht, interessiert nur am Rande. Derselbe Doktorand meinte auch, Studierende würden bloß möglichst schnell möglichst einfach durchs Studium kommen wollen, sich aber nicht für echtes Lernen interessieren. Abgesehen davon, dass es solche Studierenden auch gibt, scheint er möglichst schnell möglichst einfach seine Promotion abschließen zu wollen, sich aber nicht für gute Lehre zu interessieren. Es geht lediglich darum, ohne störende Ablenkung die Doktorurkunde einzusammeln – und dann nichts wie weg. So kommt der Geist der Hochschulwelt bei mir an und nicht das, was in Hochglanzprospekten steht oder fassadenhaft aufgebaute Leitbilder weismachen wollen. Den schönen Schein nach außen zu wahren zählt oft mehr als tatsächlich hinter etwas zu stehen.

Bausche ich das alles auf? Einzelfall? Schauen wir doch einfach mal weiter. Ich mache mich jetzt sicher ziemlich unbeliebt und wirke wie der Oberlehrer oder Moralapostel schlechthin. Ich schildere aber schlicht meine Wahrnehmung und eine Darstellung dessen, was dadurch in mir ausgelöst wird.

Es gibt an der TU Braunschweig das schöne Projekt Sag’s Uns, eine öffentlich zugängliche Online-Plattform, auf der Studierende Ideen, Lob und Probleme zum gesamten Unileben loswerden können, auf der jeder mitdiskutieren und gemeinsam mit anderen Lösungsvorschläge entwickeln kann. Könnte ein prima Instrument sein, um gegenseitiges Verständnis aller Beteiligten am Unileben zu fördern statt weiter Stellungskriege zu führen („Professoren wollen uns doch nur rausprüfen“, „Studierende sind dumm und faul“, „Die in der Verwaltung bekommen nichts gebacken“, …). Es passiert bei Sag’s Uns aber gar nicht so viel. Studierende benennen Probleme aus ihrer Sicht, kaum jemand außer der Betreiber der Plattform scheint ihnen zuzuhören – geschweige denn mitzudiskutieren. Klar, dass sie gefrustet sind und keine Lust mehr haben, sich einzubringen. Eine eigentlich großartige Chance für die Hochschulentwicklung wird nicht genutzt.

Wissenschaftliche Mitarbeiter wurden dann im Rahmen einer Forschungsarbeit befragt, um mögliche Ursachen für die geringe Beteiligung zu ermitteln: Unkenntnis der Plattform, Unsicherheit, … Yvonne, falls du das liest, soll ich dir meine persönliche Vermutung nennen? Es ist den meisten Doktoranden schlicht scheißegal. Warum sollten sie sich denn um die Uni kümmern? Arbeiten am System? Dafür fühlen sie sich nicht zuständig. Kostet bloß Zeit bei der Promotion, und wenn die vorüber ist, ergreifen doch die meisten gleich wieder die Flucht. „Nach mir die Sintflut.“ Das ist wohl im Sinn der Direkt-Karriere das beste Vorgehen, ich finde es jedoch traurig.

Anderes Beispiel gefällig? Als die Geschichte um das Guttenbergsche Plagiat gerade losging und der Präsident der TU Braunschweig zunächst in der Presse relativierte, bei über 700 Fußnoten seien 14 falsche Zitationen keine sehr hohe Fehlerquote und solch unsauberes Arbeiten sei ein Einzelfall, wurde in der hiesigen Fakultät 1 in Windeseile ein Schreiben an ihn verfasst. Er möge bitte das klares Signal aussenden, dass Plagiate in der Wissenschaft mehr sind als eine kleine Schummelei. Von den Informatikern wurden sehr schnell viele Unterschriften gesammelt – bei den Wirtschaftswissenschaftlern wurde wohl erst einmal diskutiert, ob es denn opportun wäre, sich daran zu beteiligen…

Es gäbe da noch mehr große und kleine Dinge, aber die betreffen dann die Professorenschaft und das ist eine andere Geschichte – eine weitaus längere und gruseligere.

Ich weiß, dass die Situation nicht überall so aussieht. Ich kenne auch sehr engagierte Leute in Rufreichweite, die auch mal links und rechts des Weges schauen. Ich bin mir bewusst, dass wissenschaftliche Mitarbeiter nicht Zeit ohne Ende für alles haben. Und ich weiß vor allem, dass auch ich meine Fehler habe und mir gar kein Urteil zusteht. Ich kann aber sehr wohl festhalten, dass ich mir unter der Arbeit in der Wissenschaftswelt etwas deutlich anderes vorgestellt habe, dass ich enttäuscht bin ich und mich überaus unwohl fühle. Vielleicht bin auch einfach ich das Problem und falsch für so eine Stelle? So oder so: Gut, dass ich hier bald verschwunden bin.

Ach so, und was die Diss macht? Schauen wir mal, ich muss mich auch noch um andere Dinge kümmern.

Aktualisierung am 24.04.2012
Unverhofft kommt oft – gerade heute wurde ich dann doch positiv überrascht.

Was Studierende über LdL denken

Gerade eben endete ein Planspiel-Seminar, das ich an der Uni als Blended-Learning-Veranstaltung konzipiert und angeboten habe. Dazu werde ich bei Gelegenheit noch einen längeren Text verfassen.

Ganz interessant scheint es mir aber, vorab schon ein paar Erfahrungswerte zu einem bestimmten Aspekt festzuhalten: Jeder Teilnehmende musste an einem von vier 90-minütigen Präsenzterminen einen 40-Minuten-Block übernehmen, an dem es ein vorab bearbeitetes Thema vorzustellen galt – mittels LdL!

LdL - mit Lego

LdL - mit Lego (Foto: Eduard Wagner)

Die Bedingungen waren gar nicht so gut: Die Studierenden kannten LdL nicht, sondern nur klassische Seminare mit Vorträgen und nachgelagerter Diskussion; entsprechend habe ich Material zur Verfügung gestellt und auch angeboten, bei der Vorbereitung des Termins zu beraten. Etwa die Hälfte hat das wahrgenommen. Selbst habe ich die Methode von Jean-Pol Martin auch noch nicht sooo oft verwendet, so dass ich mich selbst noch als Anfänger bezeichnen würde. Und da ich das Seminar in zwei Gruppen eingeteilt habe und mich natürlich nicht teilen konnte, musste ich mangels Verstärkung beim ersten LdL-Termin zwischen zwei Räumen springen. Nicht schön. Danach haben zwei meiner Kollegen im Wechsel eine der Gruppen übernommen und selbst erste Erfahrungen mit LdL gesammelt. Danke dafür! Hinzu kam, dass jeder Studierende wirklich nur einmal dran war und selbst gar nicht experimentieren konnte, was er oder sie selbst bei einer späteren Sitzung besser machen könnte.

So, und nun sollen aber gar nicht meine Eindrücke zu im Raum stehen, sondern die der Studierenden. Mein Konzept des Seminars sieht nämlich vor, dass jeder am Ende für sich auf einer Textseite seinen persönlichen Lernerfolg reflektiert: Was wollte ich lernen? Was hat sich davon erfüllt? Was war für mich schwierig? Was kann ich jetzt (besser)? Woran will ich künftig arbeiten?

Einige haben explizit ein paar Zeilen zu LdL eingebaut, obwohl Rückmeldung zum Seminar gar nicht vorgesehen war. Ich führe die Passagen einfach einmal unkommentiert und ungeschönt auf…

Feedback Nr. 1
Was ich am Seminar cool fand waren die Seminarvorträge mit der LDL-Methode. Das war echt eine gute Erfahrung und hat mir aus der Sicht beider Seiten (Seminar halten und mitmachen) Spaß gemacht.

Feedback Nr. 2
Zum Anderen waren die Ausarbeitungen und Vorstellungen der Managementtools aufgrund ihrer Interaktivität viel einprägender als die üblichen Monologe bei Standardseminararbeiten.

Feedback Nr. 3
Viele Dinge die man sonst nicht hinterfragt und für gegeben hält – kann man durchaus anders betrachten und Neues ausprobieren. (LdL. Präsentationsformen, usw.) – in der Hinsicht war das Seminar sehr gut.

LdL - mit Mind Map

LdL - mit Mind Map

Feedback Nr. 4
Meine Fähigkeiten im Präsentieren wurden durch die Strategiepräsentation und vor allen Dingen mit der Methode Lernen durch Lehren neue Varianten und Ansätze hervorgebracht. Dies war für Zuhörer und Vortragenden gleichermaßen von Vorteil, da man sich direkt durch die Anwendung des vermittelten Wissens, da selbige beim Anwenden einsetzt und somit gleich festigt. Ich werde dies in Zukunft häufiger einsetzen.

Feedback Nr. 5
Nach eben jener Veranstaltung war ich ziemlich angetan vom Lernen-durch-Lehren- Ansatz. Ich hatte es zuvor nicht für möglich gehalten, dass da so viel drin steckt. Enttäuscht hat mich aber zunächst die konkrete Umsetzung an den Terminen der Seminararbeitsvorstellungen meiner Kommilitonen. Mir schien, als sei nicht allzu viel bei den anderen rumgekommen. Der ein oder andere hat sich zwar noch bemüht, insgesamt war es dann aber doch eher Gewürge als eine Wissensvermittlung – die meisten Termine hätte ich mir wirklich sparen können. Und dann war ich entschlossen, nicht auf den gleichen Pfaden zu wandeln. Aber ich musste sehr schnell merken, dass ich das selber nicht wirklich besser hinbekommen sollte. Meine Vorstellung davon, wie die dreiviertel Stunde ablaufen sollte bewegte sich doch noch ziemlich weit entfernt von der Wirklichkeit. Das Coaching hat mir dabei an vielen Stellen gute Hinweise zur Verbesserung gegeben. Ich fürchte allerdings, dass es den meisten anderen aus meiner Gruppe nicht ganz so ergangen ist, da sich deren Coaching hauptsächlich auf die Inhalte, nicht auf das eigentliche Präsentieren bezog.
Unterm Strich habe ich wohl am meisten über das Präsentieren gelernt – auch Negativbeispiele sind lehrreich. Viele Sachen waren mir gar nicht bewusst, weil es nie verlangt wurde. Ich muss zugeben, mir bei bisherigen Präsentationen herzlich wenig Gedanken gemacht zu haben, wie ich meinem Publikum den Stoff bestmöglich vermitteln kann. Aber das ist ja der eigentliche Sinn und Zweck des Ganzen. Schließlich mache ich das ja nicht für mich, sondern für die anderen. Wie schwierig das sein kann und welcher Vorbereitung das tatsächlich bedarf kann ich jetzt zumindest schon sehr viel mehr erahnen, als zu Beginn des Seminars.

LdL - mit SWOT-Analyse

LdL - mit SWOT-Analyse (Foto: Eduard Wagner)

Feedback Nr. 6
Bei der Vorstellung der Planungsthemen an den Montagen gefiel mir die Methode „Lernen durch Lehren“ sehr gut. Dadurch, dass die einzelnen Themen nicht nur in einer großen Runde vorgetragen wurden, sondern in einer kleinen Gruppe in Form von Gruppenarbeiten und Diskussionen vertieft wurden, ist der Lerneffekt viel größer. Ich habe aus diesem Seminar viel mehr mitgenommen. Der Effekt wäre sicherlich noch größer gewesen, wenn ich es jedes Mal geschafft hätte, vorher die Ausarbeitungen zu lesen, aber dennoch kann ich dieses System der Lehre nur befürworten.

Feedback Nr. 7
Auch muss ich zugeben (ich bin eher vortragsscheu), dass die Strategiepräsentation sehr geholfen hat, sich einen Kopf über eben eine vernünftige Strategie zu machen. Genauso sieht es bei den LdL-Vorträgen aus: Klar haben alle die Ausarbeitung gelesen, aber interaktiv kann man eben Fragen auch besser klären, zumal man ja auch zu der Gruppe gehört, denen man etwas beibringen möchte und es dadurch eher ungezwungener und unproblematischer wird, als wenn jemand vorne steht, der einem auch sonst immer Aufgaben gibt und einfach alle Ausarbeitungen vorträgt. Zudem waren die Themen, die vorgestellt wurden, meiner Meinung nach alle auch sehr Interessant.