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Mini-Einblicke in die hochschuldidaktische Weiterbildung

Nachdem ich mich gestern schon ein bisschen dem Thema „Qualifizierung für die Hochschullehre“ gewidmet habe, gebe ich heute ein paar weitere Einblicke. Wahrscheinlich bringt mich meine Offenheit an den Rand eines Dienstvergehens, aber werfen wir trotzdem mal einen Blick auf deskriptive Statistik zur Basisqualifizierung von teach4TU.

Zielgruppe sind wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TU Braunschweig, die bei uns kostenlos ein „Einstiegsprogramm“ für die Lehre besuchen können. Es läuft über zwei Semester und umfasst verschiedene Formate, von Workshops über Lehrbesuche  inklusive Beratung/Coaching bis hin zu kollegialen Beratungen. Jedes Semester startet ein weiterer Durchgang mit einer oder mehrerer Gruppen zu je maximal 14 Personen.

In zwei Wochen starten wir den inzwischen sechsten Durchgang. Über die gut zweieinhalb Jahre, die unser Angebot besteht, haben sich damit bis heute 140 Personen daran teilgenommen bzw. mit der demnächst startenden Gruppe angemeldet. Könnte man zu den insgesamt etwa 1.900 wissenschaftlichen Mitarbeitern der TU Braunschweig ins Verhältnis setzen, aber das wäre eine Milchmädchenrechnung: Es gibt ja Zu- und Abgänge.

Dummerweise ist die Verweildauer wissenschaftlicher MitarbeiterInnen an einer Uni in der Regel begrenzt auf die Zeit der Promotion, im Schnitt so drei bis fünf Jahre. Danach ziehen viele weiter. Es ist daher eigentlich mit Blick auf so etwas wie Nachhaltigkeit™ noch verfrüht zu schauen, wie viele Personen aus der Anfangszeit der Basisqualifizierung noch an der TU Braunschweig beschäftigt sind (oder überhaupt an einer Hochschule). Schauen wir aber trotzdem mal. Von den 95 Personen, die in unseren ersten drei Durchgängen dabei waren, sind mit Sicherheit mindestens 14 Personen nicht mehr hier. Immerhin noch gut 84 %, aber halt keinesfalls aussagekräftig.

Anmeldungen zur Basisqualifizierung (Stand 09. Februar 2015)

Anmeldungen zur Basisqualifizierung (Stand 09. Februar 2015)

Ganz interessant ist es auch, das mal nach Fakultäten oder Departments bzw. gleichwertigen Untergliederungen aufzuschlüsseln — auch wenn ich leider keine Zahlen zu den dort jeweils insgesamt angestellten wissenschaftlichen MitarbeiterInnen habe. Wenig überraschend stellt Fakultät 4 mit 23 % einen Löwenanteil. Der Maschinenbau ist schließlich das Aushängeschild der TU Braunschweig mit entsprechend hohem Stellenanteil. Ein Blick ins Detail auf die weiteren Untergliederungen offenbart aber, dass sich Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften und Informatik mit jeweils 12 % die Spitzenposition teilen. Ein offensichtliches Muster geteilt nach MINT- und Nicht-MINT-Fächern ist aber nicht zu erkennen, oder seht ihr eines in der Abbildung? Aaah, und zum Verständnis: Hinter den sieben Personen, die unter Sonstiges gelistet sind, verbergen sich beispielsweise Einrichtungen, die nicht den Fakultäten zugeordnet sind wie die Unibibliothek oder das Sprachenzentrum.

Hmm, was fällt noch auf? Mit 49 % Frauenanteil liegen wir deutlich über dem Wert, den wissenschaftliche Mitarbeiterinnen an der TU ausmachen (31 %). Ist aber nicht verwunderlich, da wir das Verhältnis bei uns nach Möglichkeit über die Anmeldungen steuern, um etwa 50:50 hinzubekommen.

TeilnehmerInnenzahlen je Durchgang (Stand 9. Februas 2015)

Anmeldungen nach Durchgang (Stand 09. Februar 2015)

Gehen wir zum Schluss zum Anfang zurück: 140 TeilnehmerInnen (einschließlich der demnächst startenden), auch wenn die Zahl der Anmeldungen pro Durchgang zurückgegangen ist. Das sind diejenigen, die diese immerhin 100 Stunden Weiterbildung verteilt auf zwei Semester wahrnehmen. Das sind diejenigen, die sich trotz der Forschungsdominanz an Unis und der hohen gefühlten Belastung durch dissertationsfremde Aufgaben [1, S. 45] freiwillig intensiver mit ihrer Lehre auseinandersetzen. Na gut, ich weiß auch von mindestens einer Person, die das alles „schwachsinnig“ fand und bloß eine Bescheinigung für den Lebenslauf haben wollte :-( Das sind diejenigen, die sich teils mit Vorgesetzten auseinandersetzen, die davon gar nichts halten — bis hin zu einem Fall, bei dem ein Professor seinen MitarbeiterInnen die Teilnahme verbietet. Von daher: Hut ab für euch!!!


[1] Grühn, Dieter; Hecht, Heidemarie; Rubelt, Jürge; Schmidt, Boris (2009): Der wissenschaftliche „Mittelbau“ an deutschen Hochschulen. Zwischen Karriereaussichten und Abbruchtendenzen, Berlin: ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft.

Hörsaalspiele in Braunschweig

HörsaalspieleGroße Ereignisse werfen ihre Schatten voraus! Es ist zwar noch ein wenig hin bis Ende März, aber trotzdem weise ich schon einmal auf einen offenen Workshop in Braunschweig hin — offen wie in kostet nix und alle Interessierten dürfen gerne dabei sein, solange der Platz ausreicht ;-)

Wer sich für das Thema Hörsaalspiele interessiert, kann sich mehr Informationen auf der zugehörigen Website holen.

Let’s Plan, Episode 3: Wie kommt der Faden ins Nadelöhr?

Das Intro zu diesem Beitrag bildet “Machen sie mal was mit E-Learning”.

Meine Überlegungen „zu irgendwas mit E-Learning“ laufen noch immer auf der Makroebene ab und betreffen die organisationale Einbindung in der TU Braunschweig und in teach4TU. Bisher scheint von anderer Stelle schon ziemlich konkret angedacht zu sein, ein eigenständiges Qualifizierungprogramm zum E-Learning auf die Beine zu stellen. Dazu stellen sich mir aber verschiedene Fragen.

Fangen wir bei dieser an: Weshalb ein eigenständiges Qualifizierungsprogramm dazu? Was soll E-Learning so besonders machen? Könnte ich dann nicht ebenso ein Programm zum „Forschenden Lernen“ oder „Projektlernen an der Uni“ fordern? Klar, die werden nicht von Ministerien technikzentriert gepushed und nicht finanziell gefördert… Bleiben wir aber bei der Sache.

In meinen Augen sollte es anno 2014 selbstverständlich sein, dass Lehrende für die Gestaltung ihrer Angebote nicht nur über ein Repertoire an allgemeinen didaktischen Konzepten und Methoden verfügen, sondern sich auch mit digitalen Medien beschäftigen. Da nehme ich durchaus ein Gefälle wahr. Mediendidaktische Themen sehe ich im Hintertreffen, und dieses Gebiet zu stärken, könnte sich tatsächlich lohnen. Wichtig ist es aber, nicht die Technik in den Mittelpunkt zu stellen! Und es wäre in meinen Augen ein Irrtum, analoge und digitale Medien in Konkurrenz zueinander zu sehen — hierzu lohnt es sich sicher, einen kurzen Vortrag von Christian Spannagel anzuhören (speziell Punkt 6).

So weit, so gut. Es ließe sich schließlich ein neues Angebot entwickeln, das ausgehend von der allgemeinen Hochschuldidaktik auch digitale Medien aufgreift. Das Feld ist allerdings an der TU Braunschweig nicht unbestellt. Die Basisqualifizierung von teach4TU richtet sich an die wissenschaftlichen MitarbeiterInnen der TU Braunschweig. In der dort verorteten Methodenwerkstatt werden auch mediendidaktische Themen behandelt, beispielsweise Peer Instruction mit Audience-Response-Systemen oder der Flipped Classroom. Zusätzlich kann mit „Ein Ausflug in die Welt des E-Learning“ von den TeilnehmerInnen auch ein ganzer Workshoptag gewählt werden. Offen für alle Angehörigen der TU Braunschweig ist außerdem das Spotlight Lehre, einem an die „Hochschuldidaktik über Mittag“ angelehnten Format. Dort werden explizit auch digitale Medien thematisiert und Interessierten die Möglichkeit eröffnet, sich in einem Fachzirkel individuell dazu weiter schlau zu machen. Darüber hinaus hat das in Braunschweig ansässige Kommpetenzzentrum Hochschuldidaktik für Niedersachsen mit „Mediengestützte Lehre“ einen zweitägigen Workshop im Angebot, der von jedem Lehrenden genutzt werden kann. Ein weiteres Qualifizierungsprogramm mit dem Fokus „E-Learning“ ins Leben zu rufen, womöglich durch weitere Akteure, könnte also ziemlich redundant sein.

Ich sähe zudem die Gefahr, aus meiner Sicht falsche Signale zu senden — in verschiedene Richtungen. Bei Lehrenden der TU Braunschweig könnte der Eindruck entstehen, allgemeine Hochschuldidaktik und der Einsatz von digitalen Medien seien verschiedene Dinge, die unabhängig voneinander sind. Sehe ich nicht so. Der Medieneinsatz ohne Rückgriff auf die Didaktik verkommt leider nur zu oft zu einer unreflektierten Technikshow, die losgelöst ist von Zielen der Lehre. Hochschuldidaktik, bei der digitale Medien ausgegrenzt werden, verbaut sich zahlreiche Potenziale. Ein eigenständiges, „reines“ E-Learning-Programm ergäbe vor diesem Hintergrund für mich keinen Sinn.

Fragwürdig wäre eine solche Trennung jedoch in meiner Wahrnehmung auch innerhalb von teach4TU. Vorsichtig formuliert: Es besteht bei fast allen meinen KollegInnen nur eine sehr geringe Affinität für digitales Zeugs. Den Einsatz elektronischer Medien bei der Gestaltung eigener Angebote sehe ich als durchaus ausbaufähig an. Ein eigenständiges Programm zum E-Learning könnte vollends suggerieren: „Um dieses neumodische muss ich mich nicht kümmern, dafür ist schließlich XY zuständig.“ Mir drängen sich als Vergleich die Diskussionen um ein Schulfach „Medienkompetenz“ auf…

Vielleicht also eine Vertiefung konzipieren, für diejenigen, die schon fit in der allgemeinen Hochschuldidaktik sind? Zum einen wurde mir schon mitgeteilt, dass es eine solche Beschränkung nicht geben soll. Jede/r soll teilnehmen können. Es geht um TeilnehmerInnenzahlen… :-/ Zum anderen würde sich die Frage von oben stellen, warum nicht etwa auch „Forschendes Lernen“ als Vertiefung?

Also doch die bestehenden Programme wie die Basisqualifizierung umbauen oder erweitern? Ich wittere Widerstand. Wir werden sehen…