Am zweiten Tag des Innovative Education Forum konnte ich zeitlich leider nur den Workshop-Teil unterbringen. Man hatte dreimal die Qual der Wahl aus fünf zeitgleich stattfindenden Sessions, wobei einige mehrfach angeboten wurden. Mein Los fiel auf „Using computer games to unlock learning“, „Teachtoday“ und „Bring your class online with Live@edu“.
Vortrag Nummer Eins wurde von Ollie @ollibray Bray gehalten, einem nationalen Berater für „Lernen und Zukunftstechnik“ bei Learning and Teaching Scotland, einer staatlich beauftragten Agentur. Und, wow, er konnte schneller reden als Eddie Murphy, aber zum Glück verständlicher :-)
Viele denken zunächst, der Einsatz von Computerspielen im Unterricht sei lächerlich. Herr Bray vertritt aber die These, dass sie auch solchen Stoff interessant machen können, der wichtig ist – aber langweilig. Es komme aber immer darauf an, geeignete Software einzusetzen. Spezielle Lernsoftware sei meist ebenso langweilig und man solle lieber phantasievolle Ideen entwickeln, wie man „Commercially Available Off The Shelf Software“ einsetzen könne und damit den Einstieg in eine Thematik schafft. Als Beispiel präsentierte er ein Projekt, bei dem Guitar Hero den Anstoß für verschiedene weitere Aktionen gab: die Analyse eines Spielfigurcharakters (Warum müssen Charakterisierungen sich immer nur auf Bücher beziehen?), das Entwerfen und tatsächliche Bauen von Gitarren, die Gestaltung eines Videos… Sehr wichtig sei es für Schüler ferner, Inhalte nicht nur zu konsumieren, sondern auch selbst zu erstellen. Dazu könne man beispielsweise das kostenlose Kodu einsetzen, das ähnlich wie „Little Big Planet“ funktioniere, aber das komplette Gestalten einer Welt von Grund auf zulasse.
Spiele im Unterricht seien kein Allheilmittel und sollten natürlich nicht ausschließlich verwendet werden, es komme immer auf einen guten Mix an. Gut eingesetzt, können sie aber sehr motivierend sein.
Die Unterlagen zum Vortrag können auf seiner Website http://olliebray.com heruntergeladen werden.
Vortrag Nummer Zwei behandelte das Lehrerportal „Teachtoday„, das von Elke Lehmann and Thomas Schmidt (Helliwood media & education) vorgestellt wurde. Das Entwickeln von Medienkompetenz sei heutzutage extrem wichtig, und Lehrer sollten Schüler diese nahebringen können: Zwar würden Jüngere wie selbstverständlich ein Telefon in die Hand nehmen und sich selbst die Bedienung beibringen, das mache sie aber noch nicht zu Digital Natives.
Das Portal will Lehrer in ihrer Arbeit unterstützen, indem es zahlreiche Informationen und Arbeitsmaterial anbietet. Es spricht insbesondere die „Rückseite der Medaille“ an, denn obgleich im Internet ein großes Potenzial schlummert, gibt es auch dunkle Ecken. Ein Thema, das auf Teachtoday behandelt wird, ist beispielsweise das Cybermobbing. Das ist in seiner Version im echten Leben altbekannt, findet im Internet aber 24 Stunden am Tag statt, läuft anonym ab und kennt keine räumlichen Grenzen. Weitere Themen sind Datenschutz oder auch der sichere Umgang in Chats.
Das Portal ist sicher gerade für Lehrer jüngerer Schüler den ein oder anderen Blick wert – nicht nur in Deutschland, da es in verschiedenen Sprachen angeboten wird.
Der dritte von mir besichte Vortrag war „Bring your class online with Live@edu“. Das Angebot basiert auf Window Live, einer Sammlung von verschiedenen Online-Diensten; dazu zählen derzeit unter anderem Chats (Messenger), Mail, eine virtuelle Festplatte in der „Cloud“ (Sky Drive), eine Anwendung zum Austauschen von Fotos, … Live@edu ist ein Programm, in dessen Rahmen Schüler und Studenten kostenlos einige Funktionen zusätzlich erhalten, zum Beispiel die Onlinezusammenarbeit an Dokumenten durch Office Live Workspace. Alle Funktionen hier ausführlich vorzustellen, würde diesen Blog-Beitrag seeehr lang machen. Interessierte sollten einen Blick auf die zugehörige Website werfen.
Insgesamt war das Innovative Education Forum eine klasse Veranstaltung, allerdings war es für mich als Freund von BarCamps ein wenig eintönig. Zwar gab es außerhalb der Vorträge Möglichkeit zum Austausch mit anderen, aber der Rest waren halt genau das: Vorträge. Zumindest mir gefallen offenere, dialogischere Sessions wesentlich besser – aber vielleicht nimmt Microsoft ja das nächste mal einen Track mit offenen Sessions ins Programm oder feilt ein wenig an der Einbindung der Teilnehmer? Was das Thema „Marketing“ angeht: Ja, es wurde häufiger mal hervorgehoben, wo Microsoft mitmischt und verständlicherweise standen auch die Produkte der Firma im Mittelpunkt (insbesondere in speziell dafür ausgelegten Sessions). Das ganze war allerdings nicht übertrieben und nach meinem Empfinden auch gerechtfertigt. Unter dem Radar sprach Ollie Bray dafür auch mal vom Nintendo DS und der Nintendo Wii – und warf zwischendurch einen verstohlenen Blick auf sein iPhone :-)