Schande über mich! Da habe ich selbst eine Blogparade bis Ende Juli angesetzt, aber bis heute noch keinen abschließenden Beitrag dazu verfasst. Ich war in den letzten Wochen eher in Programmierlaune. Die offizielle Fassung von H5P kann daher zwar demnächst die Nyan Cat auf Speed bringen oder Präsentationen automatisch ablaufen lassen, aber das macht die Sache auch nicht besser. Also, los jetzt!
„Es ist nie zu früh und selten zu spät.“ (Alf)
Häufig findet man so etwas am Ende eines Beitrags, aber wichtige Dinge soll man ja eigentlich zuerst nennen: Danke an die fleißigen Blogparadenteilnehmer und Drumherum-Twitterer! Ich fand eure Gedanken wirklich anregend und muss nun selbst erst einmal in Ruhe darüber nachdenken. Gestellt hatte ich die Kombi-Frage: „Was macht ein Hochschulstudium aus? Und was davon lässt sich weshalb nicht digital abbilden – oder warum vielleicht doch?“ Was war denn dabei?
Timo van Treeck hat sich speziell mit der ersten Hälfte der Frage beschäftigt. Er bringt seine Antwort mit dem Motto „Einheit von Forschung und Lehre“ auf den Punkt. Im Rahmen eines Studiums käme man dann nicht umhin, selbst forschend aktiv werden und dabei neue Erkenntnisse zu Tage zu fördern. Für einige der damit verbundenen Handlungen gäbe es zum einen beim Hantieren mit Materie keinen adäquaten Ersatz. Zum anderen erfordere das gemeinsame forschende Miteinander mitunter auch physische Präsenz.
Timos Gedanken müssen mich zu der Frage führen, ob ich überhaupt ein Hochschulstudium absolviert habe – das war übrigens ein Diplom-Studiengang, falls nun schon jemand zur Bachelor- und Master-Schelte ansetzen wollte. Den Punkt Präsenz kann ich schnell abhaken: Im Hauptstudium habe ich ausgeschlafen, gearbeitet oder zu Hause in Bücher geschaut, aber der Campus hat mich selten erblickt. Darüber hinaus müsste ich wirklich lange suchen, um Anteile zu finden, in denen ich wirklich selbst aktiv forschend tätig war – und ich bin mit nicht sicher, ob ich welche entdecken würde.
Zwar beeindruckt, aber ohne sich die Aussagen explizit zu eigen zu machen, stellt Jöran Muuß-Merholz das Start-up Minerva mit seiner Grundaussage vor: „Die Lehre lässt sich gut virtualisieren. Aber die Lernenden müssen möglichst intensiv beieinander sein. Und auch die Wahl des Ortes, an dem sie zusammenkommen, ist wichtig.“ Ganz bewusst bilden die Lernenden dort eine physisch verbundene Schicksalsgemeinschaft, bei der kultureller Austausch und Vernetzung eine bedeutende Rolle zu spielen scheinen. Zu den Lehrenden aber, erfolgt der Kontakt bei Minerva hingegen auf rein digitalem Wege.
Dass das möglich ist, denkt auch Markus Jung in seinem Beitrag zum Hochschul-Fernstudium. Er merkt aber auch an, dass Betreuung durch oder ein Austausch mit Lehrenden nötig sei und nicht durch Automatisierung ersetzt werden könne.
Mit Austausch hat auch der Beitrag von Markus Deimann zu tun. Er sieht rückblickend auf sein eigenes Studium eine Leistung der Hochschule darin, Lehrende und Lernende organisiert um ein Thema herum zusammen zu bringen. Markus bezweifelt aber, dass dies ausschließlich zeitgleich gelingen könne und merkt an, dass Hochschulen der Wille zum Experimentieren mit digitaler Asynchronität fehle.
Wir halten fest: Die drei zuvor genannten Beiträge heben besonders sozial-kommunikative Elemente hervor, die zu einem Studium dazugehörten. Das finde ich beachtlich, da sie meiner eigenen Erfahrung nach an Hochschulen kaum (bewusst) mitgedacht werden. Wo in der Gestaltung von Studiengängen wird das berücksichtigt? Wie häufig machen sich Lehrende an Hochschulen bei der Planung von Lehrveranstaltungen darüber Gedanken statt an die Inhalte zu denken? Ich muss auch hier also gar nichts Digitales bemühen, um kritisch nachhaken zu können.
Soziale Aspekte spielen jedenfalls auch im Beitrag von Matthias Marek eine große Rolle. Der bereits vielfach genannte Austausch findet sich bei ihm unter dem Begriff der sozialen Interaktion. Für Matthias ist diese nicht auf digitalem Wege möglich. Als weiteren Grund, die Digitalisierung von Hochschullehre kritisch zu betrachten, zieht er den „digital divide“ heran – wozu Anja Lorenz in einem Kommentar eine ganz eigene Meinung hat.
Deutlich anders sieht es auch Matthias Andrasch. Ohne auf Digitalisierungswolke Nr. 7 zu schweben, macht er universitäre Analogburgen aus, hinter deren Mauern sich viele Leute verschanzten. Entlang von sechs Aspekten, die für ihn ein Hochschulstudium ausmachten, klopft er die Potenziale von Digitalisierung ab – und kommt damit ziemlich weit.
Da stehe ich nun am Ende der Blogparade – einem ganz dezentralen und asynchronen ersten Zusammentreffen von Menschen, das sicher fortgeführt werden könnte. Bei welchen Aspekten wünscht ihr euch Gedanken anderer zu dem Thema? Welche Fragen haben sich bei euch durch die Beiträge aufgetan? Vielleicht sehen wir uns ja in einer weiteren Blogparade dazu, die jemand von euch ausruft?