Mit Lange Inkubation, plötzliche Emergenz betitelte Jean-Pol Martin einen Vortrag zu seinem Konzept LdL. Er wollte damit deutlich machen, dass Inhalte und Methoden sowohl auf kurze Sicht als auch auf lange Sicht wirken können und ein Gelingen nicht zwangsläufig unmittelbar ersichtlich wird. Mit LdL scheint es sich ebenso zu verhalten. Seit nunmehr fast dreißig Jahren existiert der Ansatz, zu dem auch seine Abwandlung in Form des Aktiven Plenums zählt – und in meiner Wahrnehmung scheint er an Hochschulen gerade jetzt vermehrt wahrgenommen zu werden.
Das Aktive Plenum hat sich am Kompetenzzentrum Hochschuldidaktik für Niedersachsen fast schon zu einer festen Größe im Programm entwickelt. Es stößt immer wieder auf besonderes Interesse bei TeilnehmerInnen der Methodenwerkstatt. Begrenzt ist in diesem Rahmen allerdings der Zeitumfang, da das Kennenlernen verschiedener Methoden für verschiedene Situationen in der Gunst noch einen Deut höher steht. Um so erfreuter war ich über das Angebot, zusammen mit Marcus Birkenkrahe auf der E(r)lerner-Tagung der HWR Berlin insgesamt gleich fünf Stunden für einen Workshop zu Lernen durch Lehren zur Verfügung zu haben.
Nach einer kurzen Kennenlern-Runde und einer ebenso kurzen Beschreibung von Lernen durch Lehren allgemein und seiner speziellen Variante LdL ging es gleich zur Sache. Statt zunächst Theorie aufzudröseln, galt es im Aktiven Plenum eine Fallstudie zu lösen. Auf diese Weise konnten alle einen Eindruck davon bekommen, wie sich die Methode anfühlt. Erst im Anschluss wurde sie in ihre Bestandteile zerlegt. Mit der folgenden Diskussion waren die ersten zwei Workshop-Stunden bereits wie im Fluge vergangen und der erste Tagungstag bereits vorüber.
Am folgenden Morgen schlugen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Mit einem Video von Christian Spannagel konnten wir nicht nur die Inhalte des Vortages noch einmal ins Gedächtnis rufen, sondern gleichzeitig das Aktive Plenum in freier Wildbahn begutachten – angewendet in einer Mathematik-Veranstaltung an der PH Heidelberg. Nach Beantwortung einiger Fragen wurde es auch schon wieder praktisch. Die TeilnehmerInnen hatten Gelegenheit, an der Implementierung des Aktiven Plenums in einer ihrer Veranstaltungen zu arbeiten, ihre Ergebnisse mit den anderen auszuprobieren und gemeinsam zu reflektieren. Und schwupps war der Workshop auch schon wieder vorbei…
Hat mir wirklich Spaß gemacht mit der Gruppe! Einige Dinge würde ich künftig wohl etwas zügiger angehen, andere haben wir jedoch bloß angerissen (etwa die Kombination von LdL und E-Learning), und einige nicht einmal angeschnitten – zum Beispiel die Kombination mit anderen Konzepten wie dem Flipped Classroom. Da ließe sich locker mindestens ein ganzer Acht-Stunden-Tag draus machen! Warum eigentlich nicht?