Archiv der Kategorie: IT

Frühjahrsputz, die Zweite

Ein Blick auf den Kalender verrät uns: Wir haben endlich Frühling. Und wie schon im vergangenen Jahr entrümpele ich die Wohnung ein bisschen. Aussortiert habe ich über sechs Kilogramm Bücher und DVDs, in einen Karton verpackt und für einen glücklichen Gewinner bereitgestellt.

Frühjahrsputz 2011

Frühjahrsputz 2011

Um da dran zu kommen, muss man allerdings ein kleines Rätsel lösen. Wer als erster eine korrekte Antwort im Kommentarbereich hinterlässt (ist nicht ganz eindeutig, daher vielleicht kurz den Lösungsweg erläutern), darf sich Sieger und nennen. Also, los geht’s:

Ich hoffe, es kommt nicht erst in 4499 Jahren jemand auf die Lösung, aber welche Aussage versteckt sich im folgenden Bild?

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Frühjahrsrätsel 2011

Dreimal WikiLeaks

Am vergangenen Samstag habe ich mir die drei bisher verfügbaren Bücher über WikiLeaks aus dem deutschsprachigen Raum gekauft und nun gelesen. Dabei bin ich gewissermaßen „von innen nach außen“ vorgangen und rezensiere nun ganz kurz.

inside WikiLeaks

Den Anfang machte inside WikiLeaks von Daniel Domscheit-Berg. Der ehemalige Sprecher der Organisation, der im Herbst 2010 ausgestieg, berichtet darin von der aus seiner Sicht gefährlichsten Website der Welt. Seine Erzählung beginnt damit, wie er auf WikiLeaks aufmerksam wurde und in einem Chat seine Unterstützung anbot. Die wurde angenommen, er lernte Julian Assange kennen und wurde offenbar ein tragendes Mitglied. Im weiteren Verlauf berichtet Herr Domscheit-Berg einerseits davon, welche interessanten Erfahrungen er gemacht hat. Andererseits schildert er allerdings auch, wie sich WikiLeaks seiner Meinung nach immer mehr von den ursprünglich angestrebten Zielen und eigenen Prinzipien entfernte und er schließlich seinen Hut nahm und die Gruppe verließ.

Das Buch ist durchaus spannend, weil es Einblicke in die Organisation von WikiLeaks erlaubt und Einzelheiten ans Licht bringt, die bisher im Verborgenen lagen. So sei etwa die Größe der Organisation maßlos übertrieben worden und die IT-Infrastruktur zunächst ein Witz gewesen. Auch das vielschichtige Wesen von Julian Assange wird näher beleuchtet und es werden neue Details zutage gefördert. Der Gesamteindruck wird meiner Ansicht aber etwas getrübt durch die „Beziehungskiste“: Das Buch kommt mir zwar nicht wie eine Abrechnung mit einem ehemaligen Freund vor, aber irgendwie schlägt doch immer wieder so etwas wie ein vorwurfsvoller und unnötiger Jammerton durch, den man eher in einer Klatschzeitung vermutet hätte.

Staatsfeind WikiLeaks

Die SPIEGEL-Redakteure Marcel Rosenbach und Holger Stark schildern in ihrem Buch zunächst die Kindheit von Julian Assange und gehen auch auf die Hintergründe des Hackertums und der Cypherpunks ein. Erst danach widmen sie sich wirklich WikiLeaks und beschreiben die Entstehung der Organisation, wichtige Stationen und schließlich die politische und rechtliche Jagd auf Assange. Über diese Dokumentation hinaus diskutieren die beiden Redakteure beispielsweise Fragen nach höchstmöglicher Transparenz von Staaten oder die Rolle der Medien und des investigativen Journalismus.

Bei ihren Recherchen haben Rosenbach und Stark sich nicht nur auf schriftliche Quellen verlassen, sondern zusätzlich auch Interviews mit verschiedenen Beteiligten geführt, um ein stimmiges Gesamtbild zu erhalten. Und das ist meiner Ansicht nach gelungen. Das Buch liest sich ausgezeichnet, ist ausgewogen und liefert auch denjenigen noch neue Informationen, die sich schon näher mit WikiLeaks beschäftigt haben. Mein einziger Kritikpunkt wäre, dass bei den Quellennachweisen bei Online-Werken nicht gleich die zugehörigen Links angegeben wurden – vielleicht recherchiere ich die bei Gelegenheit mal und stelle sie zur Verfügung.

WikiLeaks und die Folgen

Bei WikiLeaks und die Folgen handelt es sich um einen Sammelband, der Einzelbeiträge verschiedener Autoren zur verschiedenen Oberthemen umfasst. So spannt sich das Buch von den Hintergründen über das Internet und die Medien bis hin zu Fragen der Diplomatie und der Demokratie und liefert recht unterschiedliche Perspektiven, die ich in Kürze nicht alle benennen kann.

Trotz der festgelegten Oberthemen wirkt der Band für mich ein wenig zusammengewürfelt, ohne roten Faden. Eine ordnende Einleitung des verantwortlichen Redakteurs gibt es leider nicht. Auch wenn ich WikiLeaks nicht gänzlich unkritisch gegenüberstehe, besonders der derzeitigen personellen Zentralisierung, sind mir stark vereinfachende Beiträge und schlicht Falschaussagen aufgefallen. So reduzieren beispielsweise die drei Aufsätze zur Diplomatie in meiner Lesart WikiLeaks auf die Veröffentlichung der diplomatischen US-Depeschen, und der ehemalige Botschafter John Kornblum behauptet, rund eine Viertelmillion davon wären publiziert worden – so viele liegen der Organisation angeblich vor, aber online zu finden sind heute gerade einmal 4532. Dass mitunter die Forderung nach Transparenz von Staaten fälschlicherweise mit der Aufhebung der Privatsphäre von Individuen gleichgesetzt wird, sei hier auch erwähnt.

Doch genug der Kritik, es finden sich bestimmt für jeden am Thema Interessierten einige spannende Einzelbeiträge, auch für mich. Nur insgesamt macht das Buch auf mich keinen runden Eindruck.

Und weiter?

Das Thema „Leaks“ und speziell WikiLeaks wird die Welt sicher noch eine Weile beschäftigen, und mindestens die Autobiographie von Julian Assange steht noch aus. Die könnte interessant werden, gilt er doch gleichzeitig als begnadeter Anekdotenerzähler und ebenso notorischer Flunkerer.

Wenn einer eine Reise tut, …

…so kann er was erzählen. Also mache ich das doch. Am Samstag bin ich nämlich ins Computerspielemuseum nach Berlin gefahren und habe mir die Ausstellung dort angesehen.

Auf rund 500 Quadratmetern finden sich zahlreiche Exponate der älteren und jüngeren Geschichte samt Kurzinformationen in Textform. Ganz verzückt war ich beispielweise, als ich einen G7000 Videopac von Philips entdeckte – darauf habe ich meine ersten Videospieleerfahrungen gesammelt. Das Ding hieß bei uns zu Hause damals einfach „Telespiel“. Hach, der PacMan-Klon Supermampfer war schon was. Oder Affenjagd

Videostation im Computerspielemuseum in Berlin

Videostation im Computerspielemuseum in Berlin

Aber lassen wir die Nostalgie mal beiseite. Neben den Ausstellungsstücken gibt es zahlreiche Stationen, an denen man sich Videos rund um die Geschichte der Computerspiele anschauen kann. Und hier kommt das Thema Lernen ins Spiel: Wie startet man die Videos? Wie schaltet man vom einen zum anderen? Man blickt nämlich nur auf einen Bildschirm und auf einen Joystick (den guten alten Competition Pro), keine Textanleitung, nichts. Man muss schon ausprobieren, und genau so habe ich früher als Kind auch vor dem C64 gesessen und gelernt, wie die ganzen schönen Spiele funktionieren. Das musste einem niemand beibringen, das ging von ganz allein mit etwas „Forschergeist“ (ähnlich wie beim „hole-in-the-wall„-Projekt von Sugata Mitra). Und als ob es dies zu unterstreichen gälte, ist an anderer Stelle zu lesen: „Neugierde und Lust am Spielen sind fester Bestandteil des wissenschaftlichen Arbeitens.“

Beleuchtet werden neben der reinen „Spielerei“ allerdings auch noch viele weitere Aspekte: Es gibt zum Beispiel ein Video, das sich mit der heutigen Computerspielenutzung durch Jugendliche auseinandersetzt. An anderer Stelle wird der Computerspielemusik gehuldigt (unter anderem Chris Hülsbeck und Jochen Hippel für die Titelmelodie von Turrican II), wieder anderswo kann man sich über die internationale Verbreitung von Spielen informieren.

Es gibt noch viele andere schöne Dinge zu entdecken, von denen ich einige fotografiert und habe. Das Museum werde ich auf jeden Fall noch einmal besuchen und dann auch Begleitung mitnehmen. Ist doch viel schöner, sich mit jemandem über die gute alte Zeit auszutauschen. Oder einen Unwissenden mir Erinnerungen und Erklärungen vollzutexten. Oder einfach um die Painstation auszuprobieren.