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The Measure of a Teaching Bot

Auweia! Nun ist Episode 36 des Podcasts Feierabendbier Open Education bereits sechs Wochen alt. In dieser hatten Christian Friedrich und Markus Deimann das Thema (Chat)-Bots in der Lehre angeschnitten. Dazu hatte ich ein paar Gedanken von meiner Seite versprochen, für die ich mir nun endlich Zeit genommen habe.

Markus und Christian beschäftigen sich mit dem Artikel „Chatbots as Teaching Assistants“, der sich um die Frage dreht: Was können (Chat-)Bots heute leisten und wo könnte die Reise aus technischer Sicht hingehen? Finde ich interessant. Dazu habe ich aber nicht viel zu sagen. Ich habe mich mit maschinellem Lernen ein wenig beschäftigt und glaube, dass das Ende der Fahnenstange noch ein bisschen auf sich warten lassen wird. Ablehnung mit Verweis auf die Grenzen des Machbaren (kann die tatsächlich jemand abschätzen?) scheint mir mitunter aber schlicht eine Ausflucht zu sein. Eigentlich geht es um die normative Frage an eine Gesellschaft: „Wollen wir das?“

Diese Frage könnten wir mit ja oder nein beantworten. Und eigentlich auch noch mit vielleicht oder ein paar differenzierteren Antworten. So oder so stecken hoffentlich ein paar Überlegungen dahinter und nicht bloß pauschale Befürwortung oder Ablehnung von technischen Entwicklungen. Ich könnte momentan jedenfalls noch keine fundierte Antwort geben. Dazu müsste ich mir erst einmal die richtigen Fragen stellen, und die habe ich noch nicht einmal — gerne in die Kommentare damit :-)

Wohl aber kann ich hier ein paar Gedanken festhalten. Was wäre eigentlich anders, wenn ein paar Lehraufgaben von Bots übernommen würden statt von Menschen?

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  • J.A.R.V.I.S.: Test complete. Preparing to power down and begin diagnostics.
  • Tony Stark: Uh, yeah. Tell you what. Do a weather and ATC check. Start listening in on ground control.
  • J.A.R.V.I.S.: Sir, there are still terabytes of calculations needed before an actual flight is …
  • Tony Stark: J.A.R.V.I.S.! Sometimes you got to run before you can walk. Ready? In three, two, one.

Da ignoriert der gute Tony Stark doch einfach die Ratschläge seines Bots. Dasselbe passiert bereits heute tagtäglich etwa auch beim Studieren, wenn man beispielsweise nicht auf die Ratschläge der menschlichen Lehrperson hört oder womöglich den Lehrveranstaltungen gleich ganz fernbleibt. Soll es geben ;-) Man darf auch weiterhin den Mut haben, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.

Okay, was aber ist in der Schule oder anderen formalen Settings, in denen die Machtverhältnisse anders aussehen? Was, wenn ein Bot über die Note entscheidet, obwohl er womöglich über seine Programmierung oder seine Trainingsdaten eine wie auch immer geartete Voreingenommenheit entwickelt hat? Fiktives Beispiel: Der Bot könnte etwa pauschal Jungen benachteiligen. Bei dieser Frage könnte es sich lohnen, Bot einfach mal gegen Lehrperson auszutauschen. Was ist denn, wenn ein Deutschlehrer über die Note eines Schülers entscheidet und dabei befangen ist? Genau davon berichtete gerade Dejan Mihajlović aus seiner eigenen Schulzeit. Lässt sich das nachweisen? Was passiert in diesem Fall? Lässt sich das einfach auf Bots übertragen?

Wie steht es beispielsweise bei folgenden Fragen?

  • Wer haftet, wenn der Bot/die Lehrperson die SchülerInnen schlecht berät?
  • Was, wenn der Bot auf einem überholten Modell aufbaut/die Lehrperson aktuelle Erkenntnisse der Pädagogik nicht kennt?
  • Wer kann schon sagen, was im Kopf des Bots/der Lehrperson vorgeht?
  • Mit wem tratscht der Bot/die Lehrperson über die Ergebnisse der SchülerInnen?

Noch nicht sonderlich ergiebig, meine Gedanken dazu — aber mich interessiert tatsächlich eher, was mit maschinellem Lernen technisch möglich sein könnte. Ich werde gleich mal Netflix anwerfen, und mir mal wieder eine der besten Star-Trek-Episoden überhaupt anschauen: The Measure of a Man… Vielleicht bringt mich das auf neue Ideen.

Randnotiz: Warum wird in der Wissenschaft eigentlich erst jetzt über das nachgedacht, was sich in der Science Fiction schon vor Jahren abgezeichnet hat? The Three Laws of Robotics (1942). Militärische Robotik als Herausforderung für das Verhältnis von menschlicher Kontrolle und maschineller Autonomie (2017). Gibt’s kein „Journal of hypothetical questions“?

 

Eindrücke von der 1. H5P-Konferenz

Vom 11. bis 13. September fand in Tromsø in Norwegen die allererste H5P-Konferenz statt. Ohne zunächst viele Worte zu verlieren, vielleicht einige visuelle Eindrücke:

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Schön, aber was habe ich denn nun verpasst, fragt ihr euch vielleicht? Auf jeden Fall viele nette und an H5P interessierte Leute aus der ganzen Welt. Zusammen haben wir uns angesehen und darüber ausgetauscht, was wir mit schon alles H5P anstellen (können).

Nadav Kavalerchik aus Israel hat beispielsweise gezeigt, wie in Israel ein von vielen ersehnter LaTeX-Editor integriert wurde, allerdings noch mit Haken und Ösen. Nagi Ghorra aus dem Libanon hat demonstriert, wie man mit H5P auch ohne eigenen Inhaltstyp Kreuzworträtsel erstellen kann. Mühsam, aber Drag and Drop lässt sich dafür umfunktionieren. Von Mike Altieri aus Deutschland konnten wir mitnehmen, dass er H5P nicht nur einsetzt, sondern es auch Bestandteil seiner Forschung ist.

Joubels Kernteam hat verschiedene Aspekte in kurzen Demonstrationen beleuchtet, etwa:

  • Womit fange ich an?
  • Wie kann ich eigene Inhaltstypen programmieren?
  • Wie lässt sich die visuelle Gestaltung von H5P verändern, ohne den eigentlichen Quelltext anzufassen?
  • Was verbirgt sich hinter xAPI und was bringt es mir? In Israel wird davon wohl schon reger Gebrauch gemacht. Ich habe allerdings von keinem Praxisbeispiel gehört, das damit ohne ein geschlossenes LMS wie moodle auskäme.
  • Was ist mit Barrierefreiheit gemeint, wo steht H5P da, und wie „sieht“ das etwa für blinde Menschen aus? Thomas Marstrander hat das eindrucksvoll mit Augenbinde demonstriert.

Ein paar Blicke in den Rückspiegel und einige voraus auf die Roadmap bot Svein-Tore Griff With in seiner programmatischen Ansprache. Er hat viele Punkte angeschnitten, die ich an dieser Stelle nicht alle aufzählen — etwas weiter unten findet ihr bei Interesse einen etwa 20-minütigen Ausschnitt aus der Rede und auf YouTube auch einzelne Teile davon zum gezielten ansteuern und weiterverarbeiten. Die konkretesten Sachen, die vor der Tür stehen, sind:

  • Content Hub: Inhaltstypen und ihre Aktualisierungen lassen sich bereits über den H5P Hub nutzen, und noch in diesem Jahr soll das auch für Inhalte gelten. Wer seine Inhalte mit anderen teilen möchte, braucht künftig im Editor nur einen Haken zu setzen. Andere können im Hub danach suchen — gefiltert nach Schlagworten, Sprache, Lizenz, … — und die Inhalte dann direkt übernehmen.
  • Vollbild-Editor: Ein vereinfachter Editor steht für das kommende Jahr an. Gerade die Verbund-Inhaltstypen, die mehrere Inhaltstypen miteinander vereinen, werden davon profitieren. Dazu zählt etwa der von Vielen geschätzte Inhaltstyp Interactive Video. Er wird voraussichtlich eine Zeitleiste ähnlich einem Videoschnitt-Editor erhalten, um einen besseren Überblick über seine Aktivitäten zu haben.
  • Branching Scenario: Mit dem neuen Inhaltstyp Branching Szenarios soll es hoffentlich noch in diesem Jahr möglich sein, verschiedene Interaktionen miteinander zu verketten und je nach Resultat auf unterschiedliche Pfade zu verweisen.

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Am dritten und leider schon letzten Tag wurde dann richtig gearbeitet: Eine Gruppe hat sich daran gemacht, fehlende Sprachdateien zu ergänzen und bestehende zu verbessern. Eine andere hat ihre ersten Schritte in Richtung Inhaltstyp-Entwicklung getan. Wieder eine andere hat sich Gedanken gemacht, welche Funktionen wichtig sein könnten und wie diese zu priorisieren wären. Und, und, und. Besonders hier habe ich gemerkt, dass H5P als mehr gedacht ist als bloß eine weitere Software. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt. Es lebt davon, dass man sich einbringen kann und soll!

Fazit und Ausblick

Für mich hat sich die Konferenzteilnahme auf jeden Fall gelohnt. Wenn es dann bei der nächsten noch ein paar mehr Wahlmöglichkeiten gibt, um den unterschiedlichen Anliegen der TeilnehmerInnen gerecht zu werden … Bei der nächsten? Ja! Tatsächlich soll schon im Mai 2018 die nächste Konferenz stattfinden. In Melbourne, um die Anreisezeiten gerecht zu verteilen :-) Interesse kann bereits bekundet werden.

Für einen Konferenzbericht aus einem anderen Blickwinkel, werft doch auch noch einen Blick auf „H5P working to democratise learning“ von Stephan Caspar.

Frisører i Tromsø

How time flies … Nearly two weeks have passed already since the first ever H5P conference was held in Tromsø, Norway — and still have not documented anything besides posting some photos on Twitter. There are still about 30 GB of video footage that I have to go over and to edit. Phew! Luckily, I am on vacation right now and this means I can dedicate some more time to that kind of stuff. So, next to finishing work on H5P Essay and maybe some other contributions to the H5P repositories, you can expect some sort of documentary video about the conference. It will also feature the discovery that I made the very first day: There are many hairdressers in Tromsø …

But putting in in a nutshell for now: It was really great to meet about 60 people from all around the globe who love to work with H5P. Maybe we’ll meet in Melbourne, Australia next year?