Lesestoff - Theaterkritiken

Ich habe beim Aufräumen die Zeitungsartikel über unser Theaterstück '"Romeo und Julia" oder "Kann man hier Theater spielen"' gefunden und diese mit freundlicher Genehmigung der Braunschweiger Zeitung hier veröffentlicht.

Donnerstag, 11. Juni 1998: Braunschweiger Schultheaterwoche: Klassiker, Nonsens und ein fehlender Schluß

 
Die Theatertruppe (36 KByte) Kann man eigentlich "Romeo und Julia" auf der Schülerbühne noch spielen oder nicht? Zweifellos kann man. Besonders, wenn man so frappierend einfallsreich zu Werke geht, wie das sie Schüler vom Theodor-Heuss-Gymnasium aus Wolfenbüttel getan haben. Zunächst nur sehr indirekt klinken sich die Schüler in das Thema ein, indem sie das ganze Drumherum des Entstehens einer Theaterinszenierung erzählen.
 Bühnenarbeiter laufen von links nach rechts und umgekehrt. Beleuchter suchen mit Taschenlampen an der Decke ihre Spots, eine Putzfrau schiebt einen nervend quietschenden Staubsauger über die Bühne, ein Choreograph richtet die Familienmitglieder der Capulets und der Montagues zum wutschnaubenden Tanz ein. Zuschauer sitzen plötzlich mittendrin und unterhalten sich angeregt über den Kulturort Theater, ein arbeitsloser Schauspieler versucht vorsprechend immer dazwischen seine Hamlet-Texte loszuwerden, ein Zuschauer jongliert plötzlich gar mit den Scheinwerferkegeln, während ein roter Vorhang ganz nebenbei magische Zauberkräfte zu entwickeln vermag.
 Man könnte die Liste der sehr subtil zusammengestellten Episoden endlos fortsetzen bis hin zu dem Augenblick, da sich tatsächlich das Shakespearsche Spiel von "dieser todgeweihten Liebe Lauf" und "des Elternhasses Wüten" ganz präsent in der Theaterwirklichkeit eingestellt hat. Verdienter minutenlanger Beifall für die vielköpfige Gruppe und ihre beiden Lehrer Thomas Sander und Margrit Lang.

hilp

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Datum unbekannt: THG Gruppe trat auf: Romeo und Julia und die Einführung ins Theaterleben

 
Was ist gutes Theater? Welche Mittel sind dazu nötig? Dieser Frage ist der Deutsch-Theaterkursus des Theodor-Heuss-Gymnasiums unter Leitung von Margrit Lang und Thomas Sander nachgegangen. Wer bei dem Titel Romeo & Julia oder: "Kann man hier Theater spielen..." glaubte, Shakespearesche Tragödie würde aufgeführt, irrte, denn es wurde auf witzige Weise in die Sprache des Theaters eingeführt.

Die Theatertruppe mal anders (43 KByte) Vorhang auf Abwegen
 Zu Beginn erscheinen Figuren, die plötzlich da und plötzlich weg sind, dabei wird weniger mit Sprache, aber umso mehr mit Mimik und Gestik gezeigt, welche Personen rund um das Theater beschäftigt sind. Eine Intendantin schreitet gelassen über die Bühne, ein Paar tanzt, drei Bühnenarbeiter kontrollieren die Technik, die letzte Falte des Vorhangs wird geglättet, das Theater kann beginnen. Plötzlich wandert ein Spot suchend über die Bühne, will eine Zuschauerin einfangen, die auf roten Theatersesseln Platz genommen hat. Ein Vorhang spielt ganz unüblich nicht nur die Rolle, den Umbau zu verdecken. Auf geheimnisvolle Weise beginnt er ein Eigenleben, beult sich nach innen, läßt Menschen verschwinden. Kostüm und Maske haben die Aufgabe, Vater Capulet einzukleiden und Vater Montague zu schminken. Reuisiteurinnen, Putzfrau und der Regisseur spielen mit - und die verfeindeten Familien, die einen in Weiß, die anderen in Schwarz gekleidet. Da werden immer neue Gruppenkonstellationen gebaut, Tanzchoreographien unterstreichen die Unterschiede, aggressive Stockkämpfe zeugen von der Feindseligkeit. Und am Schluß gibt es noch die echte Geschichte - im Kurzdurchlauf als Statuentheater.
 Ilse Hilpert, Theaterpädagogin und Mitorganisatorin der Braunschweiger Schultheaterwoche, meinte nach der Premiere: "Die pfiffige Grundidee liefert immer neue Spielanlässe, die die Gruppe reichlich auskostet. Da wechseln monologische Szenen mit Massenauftritten ab, Szenen gehen nahtlos ineinander über, verschränken sich zumeist. Eine sorgfältig ausgewählte Tonkulisse setzt dramaturgische Akzente."

Dynamik und Ruhe
 Auch die Theaterlehrer Jürgen Hellert und Peter Schilffarth vom Gymnasium im Schloß, die das Stück im Rahmen der Wolfenbütteler Schultheatertage besuchten, lobten die Inszenierung. Jürgen Heller: "Es gab anrührende Momente mit dem Liebespaar, die ich mir am Schluß sogar ohne Breaks gewünscht hätte, so schön waren sie. Theater kann immer wieder Spaß machen, und das hat es." Und sein Kollege Peter Schilffahrt: "Eine fesselnde und vergnügliche Aufführung, bei der mir der Wechsel zwischen Dynamik und Ruhe, zwischen Einzel- und Gruppenszenen besonders gefiel."

r.

Plakat (491 KByte)   Skizzen (339 KByte)