Anja Lorenz hat für den #SOOC13 die Frage in den Raum geworfen, weshalb Lehrende bloggen und bittet im Rahmen einer Blogparade um Antworten. Ich versuche mich an meiner.
Dass ich überhaupt blogge, ist ganz sicher zu einem gewissen Grad darauf zurückzuführen, dass ich zu bestimmten Themen gerne meinen Senf dazugebe. Ich habe leider die schlechte Angewohnheit, zum Klugscheißern zu neigen. Immerhin habe ich mir aber schon vor einer ganzen Weile ein T-Shirt gekauft, das mich im Spiegel daran erinnert.
Jenseits dieses eher vorbewussten Antriebs gibt es aber einen ganz speziellen: die Öffentliche Wissenschaft. 2009 bin ich über einen Podcampus-Beitrag „Forschen und Lehren in der Öffentlichkeit“ von einem gewissen Christian Spannagel gestolpert und dachte: „Wow! Genau das ist das, was du vertrittst. Und du bist nicht allein!“ An dieser Stelle will ich aber gar nicht auf Details zur Öffentlichen Wissenschaft eingehen, sondern den Vortrag von Christian empfehlen oder auf eine kurze Übersicht meiner Gedanken dazu verweisen. Wichtig ist hier erst nur: Die Lehre (an der Uni) gehört für mich zur Wissenschaft dazu.
Häufig steht nun die Frage im Raum, was ich als Lehrender denn nun von der Bloggerei habe. Verschwende ich damit nicht Zeit, die ich für Wichtigeres verwenden könnte? Ich denke, Wichtigeres ist hier relativ. Wenn beispielsweise für wissenschaftliche MitarbeiterInnen an der Uni nur das Forschen als Wissenschaft durchgeht – womöglich gar nur aus Karrieregründen – dann verstehe ich durchaus, dass für sie das Lehren oder gar das Bloggen darüber kaum Bedeutung hat. Für diejenigen, die an der Lehre hängen und sie verbessern wollen, kann das jedoch ganz anders aussehen.
Mir ist beispielsweise aufgefallen, dass meine Gedanken eine ganz andere Qualität erhalten, wenn ich sie verschriftliche. Ideen festzuhalten, zu ordnen, zu hinterfragen, zu verwerfen – das alles hilft mir dabei, meine eigene Lehre zu reflektieren. Ich lerne dadurch, ganz im Sinne des Reflective Practitioner. Nun könnte ich das auch im stillen Kämmerlein tun, warum also öffentlich?
Auf der einen Seite ist es möglich, dass ich über Dinge blogge, die andere interessieren. Vielleicht helfen meine Erfahrungen zu bestimmten Aspekten der Lehre anderen bei ihrer eigenen. Ich bekomme aber auch etwas zurück. Die Gedanken von anderen, die ich auf Beiträge als Kommentare im Blog und manchmal auch offline erhalte, sind für mich wertvoll. Dabei kann es sich um Bestätigung handeln, mitunter aber auch um einen harten Realitätsabgleich. Als ergänzende Notiz: Bloggen beruht auf Gegenseitigkeit. Wenn ich mich nicht irgendwo mit anderen austausche, etwas gebe, dann darf ich mich nicht wundern, dass ich nichts bekomme.
Das vielleicht Wichtigste habe ich mir für den Schluss aufgespart. Mir macht das Bloggen einfach Spaß.
(Lächeln. Nicken.) Danke.
„Wenn beispielsweise für wissenschaftliche MitarbeiterInnen an der Uni nur das Forschen als Wissenschaft durchgeht…“
Aber ist bloggen nicht ein hervorragenden forschungsinstrument? Die basis von forschung ist kommunikation.
Man kann sich auch gut Rückmeldung holen bevor es dann in der Publikation kritisiert wird bspw http://anjalorenz.wordpress.com/2012/07/25/celepro-erhebung-demographischer-daten/ (hier hatte ich Antworten dann über andere Kanäle erhalten, bspw. Fachdisziplinen aus der Kategorisierung des Statistischen Landesamtes zu nehmen). Andererseits können Blogs auch direkt verwendet werden, siehe Kommentarkultur von Schulmeister. Wenn ich Zeit hätte, wäre die Blogparade sicher auch sehr untersuchenswert, ich befürchte aber, das geht nur knapp zusammengefasst und später eher in die SOOC13-Pubs über. Aber allein die Motivation wäre sicher auch ein interessantes Thema – und die Frage nach der Validität einer solchen „Erhebung“.
Hallo Oliver,
gerade bin ich über deinen Artikel gestolpert und finde gut, dass du hier zusammenfasst, dass du gerne als Lehrer bloggst. Ich glaube ich lese noch zu wenig auf Lehrer-Blogs, aber wenn das Thema Blogging behandelt wird, dann umso gerne.
Ich denke, dass das Blogging dich als Lehrer weiterbringen könnte. Du lernst neue Dinge kennen, wählst neue Wege der globalen Kommunikation, bekommst Feedback bei deinen Fragen und deinen Gedanken und letztendlich verwirklichst du dich selbst.
Zudem finde ich, dass man das Blogging ruhig im Unterricht erwähnen sollte und natürlich das durch eine Lehrer-Person, die selbst bloggt und darin Erfahrungen aufweisen kann. Denn nur so kann man all das rüberbringen, was man beim Bloggen tun kann.
Ich war 1998 aus der Schule raus und damals oder Zeit später gab es das Internet von AOL. Man, war das damals mühsam und an das Blogging dachte nun mal niemand. Weiss nicht, wann es die ersten deutschen Blogs gabs, aber wahrscheinlich nicht zu AOL-Zeiten, erst Jahre später. Und heute steht man da, bei der Fülle an Blogs und man tauscht sich mit Gleichgesinnten super aus.
Wenn deine Mitlehrenden von deinem Blog erfahren, wie reagieren sie darauf? Das wäre interessant zu wissen :)
Übrigens ist heute auch mein Kommentier-Sonntag und dich habe ich dafür gewählt, um zu lesen und zu kommentieren. 10 Blogs gehe ich noch durch und diesen Artikel verlinke ich im heutigen Beitrag auf Internetblogger.de.
Hey, Alex!
Danke für dein Feedback! Viele Reaktionen von anderen Lehrenden (vor Ort) bekomme ich gar nicht. Ich weiß zwar, dass einige gerne mitlesen, aber dass mich jemand darauf anspricht, ist selten.
Hey,
daher ist es gut, dass du auch bloggst und eines Tages springt der Funke auch auf deine Kollegen über. Vielleicht mag ja auch jemand mit dem Bloggen beginnen, zu spät ist es nie dafür und da kann sich jeder bei dir im Vorfeld mal einlesen und sich so ein Bild vom Bloggen machen :)
Sehr gerne wegen dem Feedback!!