Ein Problem von Workshops in der hochschuldidaktischen Weiterbildung ist es, dass Übungssituationen mitunter künstlich sind. Wenn beispielsweise das Aktive Zuhören ausprobiert wird, wissen das beide GesprächspartnerInnen, und das kann komisch wirken. Im Anschluss muss jeder für sich die Methode weiter erkunden, etwa in Beratungsgesprächen mit Studierenden. Das ist ganz normal. Oder wie es ein Workshop-Teilnehmer einmal ausdrückte: „Das Lernen geht nach dem Workshop erst los.“ Er beklagte aber im selben Atemzug, dass dann niemand zugegen sei, der die Situation beobachte und Rückmeldung gebe – oder mit dem er sich zu Schwierigkeiten wenigstens hinterher austauschen könne.
Was tun? Spontan kam mir das Spiel „Party Dinner“ in den Sinn. Das heißt nicht wirklich so, glaube ich, aber der richtige Name ist mir entfallen. Muss ich die Tage mal in Erfahrung bringen und mir besorgen. Es funktioniert wohl in etwa so: Vor einem Essen in geselliger Runde mit FreundInnen erhält jeder Anwesende geheime Aufträge, zum Beispiel „Klaue deinem Sitznachbarn eine Kartoffel vom Teller, ohne dass er es merkt“ oder „Starte eine Diskussion zum Thema XY“. Das ist so ähnlich wie das Prinzip der Sendung Schillerstraße, bloß mit freier Zeiteinteilung. Nach dem Essen werden die Aufträge offen gelegt und es hat derjenige gewonnen, der die meisten absolviert hat.
Übertragen auf Workshops könnte das heißen, dass jeder Teilnehmende am Morgen einige Aufgaben erhält – vielleicht tatsächlich „Spiegele die Aussagen von drei Personen nach dem Prinzip des Aktiven Zuhörens“ oder „Bringe in eine Plenumsdiskussion Thema XY ein“ oder, oder, oder. Inhalt und Formulierung sollten natürlich auf die Lernziele abgestimmt sein. In der Abschlussphase am Ende des Tages werden die Aufträge preisgegeben und besprochen.
Auf diese Weise gibt es zum Üben realistische(re) Situationen und zumindest unmittelbare AnsprechpartnerInnen vor Ort, um sich hinterher zu Schwierigkeiten auszutauschen. Vielleicht wäre tatsächlich auch ein Aufbau denkbar, in dem es zusätzlich Beobachter gibt?! Auch als Variante zur Wiederholung von Themen aus früheren Workshops wäre die Methode einsetzbar. Angepasst an Uni-Seminare funktioniert die Sache möglicherweise auch dort. Und Spaß macht sie vielleicht obendrein :-)
So weit die erste Idee, die es noch zu durchdenken, auszubauen, zu erproben und vielleicht auch zu verwerfen gilt. Was denkt ihr darüber? Was findet ihr schon gut? Was müsste gegeben sein, damit sie gelingt? Was müsste vielleicht noch geklärt werden?
Coole Idee! Insbesondere wenn man einen Workshop-Tag oder so etwas hat, dürfte das eine Menge Spaß und Spannung mit hineinbringen!! Das muss ich unbedingt mal ausprobieren…
@Christian
Ja, es sollte schon etwas Zeit zur Verfügung stehen – ist bei uns ja meist der Fall :-)
Hallo Oliver! – Ich war (bin) sofort fasziniert gewesen von dieser Idee! Gerade bei Workshops zum weiten Feld „Verhalten“ eine suuuper Idee!
Ich werde sie bei nächster Gelegenheit einbauen und antesten.
Ich versuche mich mal an den oben gestellten Fragen.
Was denkt ihr darüber? – Eine sehr gute Idee, die ich einsetzen werde.
Was findet ihr schon gut? – Die (grundlegende) Idee, die Beschreibung des Ablaufes, die Assoziationen die beschrieben sind (und die, die sich bei mir eingestellt haben).
Was müsste gegeben sein, damit sie gelingt? – Teilnehmer die zum „Spielen“ bereit sind, Teilnehmer, die die Dinge, die sie ausführen sollen, nicht erst in dem Workshop lernen sollen. (Workshops zum wiederholen oder weiterführende Workshops könnten ideal sein)
Was müsste vielleicht noch geklärt werden? – Wie bekomme ich die Teilnehmer beim „Setup“ dazu mit Begeisterung mitzumachen.
@Wolfgang
Danke! Würde mich sehr über einen Erfahrungsbericht freuen, falls du es mal ausprobierst.
Spielerische Elemente nutzen wir häufiger, und ich habe noch von keinem Fall gehört, wo so etwas richtig schief gegangen ist. Aber klar, das geht sicher nicht überall. Ich könnte mir jedoch auch eine „ernste“ Einführung vorstellen.
Und ja – vielleicht kam das nicht so gut raus im Text – es sollte etwas bekannt sein, was geübt wird. Gegebenenfalls ließe sich das auch mal mit dem Konzept des Flipped Classroom kombinieren: http://elearning.hwr-berlin.de/blog/2012/05/15/call-for-papers-lernvideos-auch-fur-lehrende/
Manchmal sucht man nach Ideen, den Workshop / das Seminar aufzupeppen und dann fliegen sie einem plötzlich zu ;)
Ich würde diese Idee gerne in einer der nächsten Workshops anwenden. Wir haben zwar an und für sich einen sehr abwechslungsreichen Inhalt, da wir Videos erstellen, Texte kreieren, Fotos komponieren etc., aber diese Arbeiten sind manchmal sehr mühselig und langwierig.
Ob es dann gut ist die Konzentration mit dieser Methode abzulenken, weiß ich noch nicht, dennoch könnte es das Durchhaltevermögen stärken. Hast du diesbezüglich Erfahrung?
Siehe http://www.olivertacke.de/2014/02/18/schillerstrasse-in-action — hat eigentlich nicht abgelenkt