Im vergangenen Jahr habe ich mich an der Finanzierung eines Films beteiligt, der heute erschienen ist (übrigens unter Creative-Commons-Lizenz). Ein Anliegen von Augenhöhe ist es zu dokumentieren, wie Arbeiten im 21. Jahrhundert auch aussehen kann. Lasst euch inspirieren, sagt es weiter, und macht was draus!
Mehr Infos zu Augenhöhe findet ihr auf der Projektseite. Und ich freue mich über eure Kommentare! Welche Passagen oder Zitate gefallen euch besonders gut?
Welche Passage oder welcher Satz gut gefällt? Ich habe noch nicht zu Ende geschaut und habe versucht, die letzten 20min. auf besondere Passagen zu achten. Ich dachte mehrmals, ja, das bewegt mich, das ist mir für ein gutes Arbeitsklima wichtig. Und dann wurde es wieder durch andere Aussagen übertroffen. Es reiht sich eine Aussage an die nächste, die das Gefühl beschreibt, was mir im Umgang miteinander wichtig ist – nicht nur beim Arbeiten auch im alltäglichen Leben.
Es ist die gezeigte Haltung den Menschen gegenüber, die ich so schätze. Sie findet sich auch in der Themenzentrierten Interaktion nach Ruth Cohn wieder.
Diese Haltung ganz bewusst immer wieder einzunehmen, ist mir z.B. in der Lehre besonders wichtig. Jeder gestaltet mit, bringt seine Anliegen und Ideen ein. Ich schaffe den Raum, in dem genau das Entstehen kann. In diesem großen, oft anders laufenden System von Hochschule, empfinde ich es als große Herausforderung, sich immer wieder auf diese Haltung zu besinnen und manchmal klappt es schlicht und einfach auch nicht.
Und ich sehe wieder: Es kommt auf die Menschen und deren Haltung an. Es ist egal, welche Art von Unternehmung dahinter steht, dieser Umgang ist überall möglich!
Ich frage mich, was es Besonderes dafür in einem selbst braucht, um diese Haltung zu leben? Ich sehe Selbstvertrauen und Vertrauen in den Anderen an oberster Stelle, was einen die positive Grundhaltung sich selbst und den anderen gegenüber spüren lässt. Das ist für mich die Grundlage, auf der Wertschätzung den Anderen gegenüber entstehen kann. Mit dieser Wertschätzuung geht aus meiner Sicht einher, dass mir das Wohlergehen der anderen wichtig ist und auch, dass ich an ihren Ideen und ihrer Perspektive interessiert bin.
Wie seht ihr das? Ist Vertrauen in mich selbst und in die Anderen die Grundlage oder ist es etwas Anderes/ nur ein Teil davon?
Danke, Olli, dass du den Film hier geteilt hast.
Grüße
Danke für deinen Kommentar! Habe das noch gar nicht vor dem Hintergrund der TZI betrachtet — muss wohl den Film noch einmal schauen :-)
Die drei Zitate, die bei mir am stärksten hängengeblieben sind, sind die folgenden:
Das hat gesessen, weil allein im vergangenen Jahr neun (!) Personen teach4TU den Rücken gekehrt haben. Das finde ich bei der wirklich nicht großen Gesamtzahl der hier arbeitenden Menschen extrem viel und bedenklich. Anderswo scheint das nicht für Unruhe zu sorgen.
In diesem kurzen Zitat spiegelt sich ganz viel, was ich an fehlender Augenhöhe erlebe. Gerade gestern wurde mir von einem „Argument“ berichtet, das schlicht lautete: „Da habe ich eine andere Meinung.“ Eine andere Meinung zu haben, das ist völlig legitim. Dahinter steckte aber eine andere Aussage, nämlich: „Ihre Meinung ist mir egal. Wir machen das so, wie ich es will. Punkt.“
Das ist eigentlich das für mich schönste Zitat. Ich finde es nämlich auch schlau und muss darüber nachdenken, a) warum ich mit Blick auf die Horizonterweiterung beispielsweise nicht mehrere Jobs habe, b) mich in Vollzeit in Abhängigkeit von einer Stelle begebe und c) was ich degegen zu tun gedenke.
Ich fand die Äußerung „Alle Firmen wollen die Besten haben und einstellen – und behandeln sie dann wie Kinder“ sehr bezeichnend. Oder auch, dass der eine Bewerber / jetzt Teamleiter gesagt hat, er hätte anfangs die „Show abgezogen“, von der er erwartet hat, dass nur diese ihn weiter bzw. in den Job bringt.
Schwierig hingegen fand ich, als der Vorschlag oder die Idee aufkam, Ressourcenorientierung u. ä. im Gesetzt zu verankern. Wenn wir jetzt schon an dem Punkt angekommen sind, MENSCHLICHKEIT (denn das ist das alles für mich, worüber in dem Film gesprochen wird) gesetzlich verordnen zu müssen… ist das in einem Land, wo Tiere (=Lebewesen, wie wir Menschen auch) vor dem Gesetzt als „Sachen“ gelten eigentlich kein Wunder, aber eine bedenkliche Entwicklung, meiner Meinung nach.
Außerdem:
Was ist ein Arbeitgeber ohne seine Arbeitskräfte? Nichts.
Was ist ein Büro ohne seine Sekretärin?Nichts.
Was ist ein Arzt ohne Patienten? Nichts.
Was ist ein Hersteller / Dienstleister ohne seine Kunden? Nichts.
Das scheint bei vielen „da oben“ jedoch noch nicht angekommen zu sein. Aber wie auch, wenn sich „die da unten“ (schlimm eigentlich, dass es immer noch so kommuniziert und von allen verstanden wird) alles gefallen lassen und sich nicht für ihr „Mensch sein dürfen“ einsetzen.
Allerdings frage ich mich auch, wie man das noch wissen kann, wie man als „Mensch“ so eigentlich ist, mit seinen Bedürfnissen und Gefühlen und Grenzen, wenn wir in einer Leistungsgesellschaft nicht „Menschlichkeit“, sondern „immer höher, schneller, weiter“ „leben“, bzw. vorgelebt bekommen.
@Kirsten: Ich finde, Selbstvertrauen oder Vertrauen in andere ist ein Teil von der Haltung, wie ich anderen begegne. Ich denke, die Grundlage ist: „Wie gehe ich mit mir selber um, so gehe ich auch mit anderen um.“ Also vielleicht eher Selbstwert, Respekt. Wenn ich keinen Respekt mir gegenüber habe, mich gut behandele, wie soll ich dann entsprechend mit anderen umgehen?
@ Sunray: Danke für Deine Ergänzung. Selbstwert klingt bei mir an.
@ Olli: Oh, Dein Beispiel mit „Ich bin da anderer Meinung“…sehr treffend. Auch gerade im Unikontext erlebt. Es führte dazu, dass nicht nur die Betroffenen der Situation darüber gesprochen haben, sondern auch Menschen, die nicht betroffen waren und es sich hoch kochte. Fehlende Wertschätzung und Führung aus Hierarchie begründet, berührt nicht nur die Betroffenen, sondern ist offenbar so bedeutsam, dass es Mitgefühl und Empörung auslöst.
Oh, ich habe noch etwas vergessen:
@ Sunray: „alle wollen die Besten haben und behandeln sie dann wie Kinder“ <– selbst Kinder wollen (und sollen) nicht von oben herab behandelt und gegängelt werden. Ein Kind mit entsprechender Persönlichkeit (hohes Bedürfnis nach Wertschätzung und Autonomie) wehren sie sich heftig dagegen – ich spreche aus Erfahrung.
Empörung, das trifft es auf jeden Fall bei mir gut! In mir kocht es auch hoch, wenn ich selbst gar nicht betroffen bin aber mitbekomme, dass im Unialltag einzig die relative Position in der Organisationsstruktur zählt.